Historische Turmuhr im Waagglockenturm

Der unbekannte Schmied und Uhrmacher hat die Uhr, wie zur damaligen Zeit üblich, aus Schmiedeeisen gefertigt. Ein Waagbalken (Foliot) sorgte als Gangregler des Räderwerks. Da die Zeit nach Temporalstunden, also von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang gemessen wurde, mussten die Waaggewichte täglich entsprechend der Tag- und Nachtzeit umgehängt werden. An langen Sommertagen nach außen – die Uhr lief langsamer, und für die kürzere Nachtzeit nach innen – die Uhr lief schneller.

Alle 14 Tage wurde die Uhr, in der Regel vom örtlichen Schullehrer, nach der Sonnenuhr neu eingestellt. Oft erfolgte die Bezahlung für diese Leistungen in Naturalien. Die meisten Uhren, auch unsere Waaguhr, zeigten damals die Zeit noch nicht auf einem Zifferblatt an, sondern verkünden die aktuelle Stunde mit einem Glockenschlag.

1706 wurde der Waagbalken in dieser Uhr durch ein Pendel ersetzt und die Uhr wurde mit der neuen Technik deutlich präziser. Bis 1917 blieb die Turmuhr in Betrieb, nach 1963 war sie verschollen und wurde 2013 bei einem Schweinfurter Uhrensammler wiederentdeckt. Nach einer aufwändigen Restaurierung konnte sie Anfang 2014 wieder ihren Platz im Waagglockenturm (in der Südwestecke der Kirchenburg) einnehmen.

Dauerausstellung: Turmgeheimnisse - Ausgrabungsfunde aus dem Schulglockenturm

Der Schulglockenturm (Haupttorturm) barg unter einer dicken Stroh- und Staubschicht mannigfaltige Zeugnisse aus mehreren Jahrhunderten, die in den Jahren 2008 und 2009 von Hobbyarchäologen in enger Absprache mit dem Landesamt für Denkmalpflege freigelegt wurden. Zum Vorschein kamen Ofenkacheln und Keramikscherben unterschiedlichsten Alters, Holzgegenstände des täglichen Lebens und Schriftstücke verschiedenster Art. Ganz besonders außergewöhnlich ist der Erhalt mehrerer historischer Alltags-Textilien!

 

Die Fundstücke wurden gereinigt, aufgearbeitet (erfahrene Frauen rekonstruierten in akribischer Puzzle- und Klebearbeit unzählige Keramikgefäße) und in einen historischen Kontext gesetzt. Die ausgestellten Funde umfassen eine Zeitspanne vom 12. bis zum 20. Jahrhundert und bieten auch einige Kuriositäten wie einen Läusekamm, eine handgemalte Spielkarte, Spielzeug aus Garnrollen u.v.m. Individuell angefertigte Modelle erklären manche Nutzung auf sehr anschauliche Weise und die präsentierten Informationen ermöglichen den Besuchern, historische Zusammenhänge mühelos zu erkennen.